„Im runden Zimmer, in dem Emi wohnt, ist etwas Trauriges passiert: Der alte Drache Josef, der allerbeste Freund von Emi ist gestorben. Emi ist traurig. Josef fehlt ihm so sehr, und auch seine Freunde können ihn nicht trösten.“ Mit dieser Szene aus ihrem Stück „Emi und der Drache mit den Schmetterlingsflügeln“ schuf Autorin und Puppenspielerin Elfi Scharf einen kreativen Einstieg in die heurige Allerseelenveranstaltung der Bestattung Judenburg, zu Silvia Arlt die BesucherInnen begrüßte. „Kinder trauern anders“ war das Thema am 8. November 2024 in der Zeremonienhalle in Judenburg.
Mag. Xenia Hobacher von „Rainbows“ begleitet Kinder und Jugendliche in ihrer Trauer und gab wertvolle Einblicke in ihre Arbeit. Zunächst ist es wichtig, dass Kinder die Möglichkeit haben, Abschied zu nehmen, wenn eine nahe Bezugsperson verstirbt. Sie sollten in das Tun miteinbezogen werden: Blumen aussuchen beispielsweise, oder den Sarg oder die Urne bemalen. Dinge, die Silvia Arlt in der Bestattung Judenburg anbietet. Kinder sind eingeschränkter in der Fähigkeit Emotionen und Schmerz auszuhalten und Gefühle zu verbalisieren; dabei benötigen sie Unterstützung. Kinder schlüpfen aus dem Trauerprozess leichter heraus und dann wieder hinein – man könnte es vergleichen mit „Trauerpfützen“. Die Reaktionen von Kindern sind sehr unterschiedlich – die Bandbreite reicht von Wut und Aggression über Konzentrationsschwierigkeiten bis zur Umkehr der Gefühle, also übertriebener Fröhlichkeit. Auch Rückzug oder Nicht-Reaktion kommen vor. Kinder brauchen in dieser Situation gefühlvolle Vorbilder: Erwachsene, die ihre Gefühle zeigen und mit denen sie gemeinsam Erinnerungen wachhalten können. Kinder und Jugendliche haben viele Fragen, die man kindgerecht, aber wahrheitsgetreu beantworten sollte. Klar sagen, was passiert ist: Jemand ist gestorben. Das Herz hat aufgehört zu schlagen – nicht: Der ist eingeschlafen.
Für Kinder wie für Erwachsene gilt, dass man nach einem Trauerprozess nicht mehr der/die ist, der/die man vorher war. Wenn Kinder und Jugendliche es schaffen, das Lebensereignis Tod gut zu integrieren, wenn sie Trauer gut leben und ausdrücken können, dann bekommt ihr Leben einen tieferen und reicheren Charakter; sie können trotz eines Verlustes in jungen Jahren ein schönes Leben führen.
Zurück zu Emi und dem Drachen mit den Schmetterlingsflügeln. Kreativität entspricht dem Kind-Sein und erleichtert die Verarbeitung des Erlebten. Elfi Scharf zeigte mit sehr berührenden, traurigen und lustigen Szenen aus ihrem Stück die kindliche Gefühlswelt. Sie selbst hat das Stück geschrieben, als ihr eigener Bruder an Krebs gestorben ist – als Teil der Trauerverarbeitung. Das Puppenspiel richtet sich vor allem an Kinder, aber auch als Erwachsener ist man fasziniert von der Einfachheit der Darstellung, die gleichzeitig fesselnd ist. Es berührt und tröstet zugleich, wenn Sie Emi beispielsweise die Geschichte von Verwandlung der kleinen Raupe erzählt, die sich einrollt und verschwindet. Ihre Freunde sind sehr traurig weinen lange Zeit, dabei hat sich die Raupe verwandelt – ihr sind Schmetterlingsflügel gewachsen. Dieser Gedanke tröstet Emi – die Vorstellung, dass sein alter Freund Josef der Drache nun ein Drache mit Schmetterlingsflügeln ist, bringt ihn zum Lachen. Und mit der alten Uhr vom Josef, die er geschenkt bekommt, die der Josef jetzt nicht mehr braucht, bleiben ihm die schönen Zeiten die die beiden miteinander verlebt haben immer in Erinnerung. Emi erkennt: Für immer und ewig ist gar nix – auch das Traurigsein nicht.